Lyrikhotel Zwei
Jan Kuhlbrodt (Leipzig) & Steffen Popp (Berlin)
„Übersetzen und Heimat gehören für mich zusammen, das ist eine für mich unhintergehbare Sache“, sagt der Ursachse Jan Kuhlbrodt. „Heimat findet sich zwischen den Sprachen, den Orten, und Übersetzen ist für mich auch die Suche nach Heimat.“ Ins Lyrikhotel hat Kuhlbrodt den Autor Steffen Popp eingeladen. Was die beiden Freunde eint, ist ein Interesse, das viele Lyrikerinnen und Lyriker umtreibt: die Leidenschaft fürs Über setzen. Während sich Jan Kuhlbrodt, angeregt durch Oleg Jurjew und Igor Bulatovsky, intensiv mit der Lyrik Tichon Tschurilins (1885–1946) beschäftigte und Dichter wie Konstantin Kavafis und Keith Waldrop ins Deutsche übertrug, übersetzte Steffen Popp Lyrik von Elizabeth Bishop, Christian Hawkey und Ben Lerner. „Pack deine Fußnoten ein, Dr. Akribisch. Das Ende ist nah“, lautet etwa Lerners Botschaft an alle vergrübelten Zitatpolizisten. Eine Übersetzung? Oder ein PoppGedicht? Was sind Übersetzungen, wenn nicht „Erweiterungen und Auslegungen der Originale“?
Lyrikhotel
„Schriftsteller zu sein, bedeutet die Freiheit, fluchtartig Hotels zu verlassen, glücklich oder traurig, hemmungslos und ohne großes Bedauern.“
Tennessee Williams
„Ich kann fast von jedem Hotelzimmer, in dem ich gelebt habe, nur das Beste erzählen“, meinte einst Franz Kafka; für Brecht bot das Hotel die Möglichkeit, ein Leben wie im Roman zu führen. Kein Zweifel, zwischen Autor*innen und Hotels, die für Anonymität stehen, aber auch gesellschaftliches Leben ermöglichen, besteht eine große Affinität. Uns scheint der transitorische Raum, in dem man sich heimisch fühlen kann, ohne hier zu Hause sein zu müssen, wie geschaffen für Poesie.
Wir haben drei renommierte Leipziger Autor*innen gebeten, sich für je einen Abend eine besonders geschätzte Kollegin, einen Kollegen aus dem deutschsprachigen Raum einzuladen. Keine Moderation, keine thematischen Vorgaben, alles ist erlaubt! Wir freuen uns auf drei spannende Paarungen, auf Lesung, Gespräch, überraschende Interaktion und die Magie der Worte. Hotel auf Zeit für diese außergewöhnlichen Begegnungen sind drei ganz besondere Räume: Der Laden der Möbelkooperative Süd, die Kulturapotheke im Leipziger Osten und eine Künstler-Wohnung in der Alten Post Lindenau, die für einen Abend zum Salon wird.